Re: Architekt Gottfried Hoffmann

Georg von Heyden @, Donnerstag, 22.12.2016, 15:36 (vor 3278 Tagen) @ Irene Kopetzke

Sehr verehrte Frau Kopetzke,
da ich mich für die Architektur Ostmitteleuropas, besonders Polens und der Ukraine sehr interessiere, bin ich bei Recherchen auf diese Homepage gekommen. Die Äusserung des Orthodoxen Priesters wundert mich nicht. Sie ist Ausdruck eines antlateinischen bzw. antikatholischen und selbstverständlich auch antipolnischen Reflexes. Die orthodoxe Kirche in der Ukraine westlich der polnisch - russischen Reichsgrenze, wie sie bis zur zweiten Teilung 1793 bestanden hat, war auch eine Grenze innerhalb der Ostkirche zwischen dem Moskauer Patriarchat und dem unierten Erzbistum Lemberg. Die sicher nicht ohne Druck erfolgte Unterwerfung der orthodoxen Bischöfe in der polnisch-litauischen Adelsrepublik unter die geistliche Oberhoheit des Papstes ist eine der Quellen der tragischen Feindschaft zwischen Polen und Ukrainern. Während der deutschen Besetzung der Ukraine eskalierte dieser Konflikt in den Pogromen von 1943, die bis zu 100.000 Opfer auf katholischer Seite gefordert haben sollen. Die Ukraine stellt sich leider heute in die Tradition dieser Widerstandsbewegung, obwohl das Ausmaß der Verfolgung genozitäre Züge trägt. Aber zurück zur Architektur. In der Westukraine (Galizien, Wolhynien und Podolien) waren im 18. Jahrhundert einige bedeutende Meister tätig, die wahrscheinlich aus dem deutschsprachigen Raum stammten(Süddeutschland, Österreich, Böhmische Länder. Dazu gehörten neben Gottfried Hoffmann auch die wichtigen Meister Bernhard Meretyn(Architekt)und Johann Georg Pinsel (Bildhauer und Bildschnitzer), die inzwischen auch international durch Ausstellungen bekannt sind. Sie haben dem Mitteleuropäischen Spätbarock eine wichtige und qualitätvolle Ergänzung geschenkt. Andere Künstler stammten aus Sachsen, der Schweiz, Italien, der Niederlande und Frankreich. Sie alle haben am barocken und klassischen Antlitz dieser bedeutenden Kulturlandschaft mitgewirkt. Die von Ignoranz geprägten Ausführungen dieses geistlichen Herrn können Sie getrost vergessen.
Man findet im Internet auf Versteigerungen und online Börsen sehr interessantes Fotomaterial aus dem 1. Weltkrieg, welches zur Analyse der Bauwerke und eine eventuelle Zuschreibung an einen bestimmten Künstler geeignet ist.
Nun habe ich, verehrte gnädige Frau, Ihre Zeit genug in Anspruch genomme,
und verbleibe mit den Besten Wünschen für ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein Gutes Neues Jahr.
Ihr Georg von Heyden


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