Heiratsalter

Waldemar Wolff, Montag, 05.07.2004, 19:26 (vor 7832 Tagen)

Hallo alle zusammen.

Wer weiß in welchem Alter haben die Männer und die Frauen in Wolhynien geheiratet? 18, 20, 25? Mit den mittelstatistischen Angaben kann man ungefhär die Geburtsjahren der Ururgroßeltern ausrechnen.

Waldemar

Avatar

Re: Heiratsalter

Gerhard König ⌂, Montag, 05.07.2004, 21:11 (vor 7832 Tagen) @ Waldemar Wolff


Als Antwort auf: Heiratsalter von Waldemar Wolff am 05. Juli 2004 19:26:36:


Waldemar,

Wer weiß in welchem Alter haben die Männer und die Frauen in Wolhynien geheiratet?

Hier gibt es eine einfache Variante für eine Antwort: die Heiratswilligen waren mindestens 18 Jahre. Es soll auch wenige Ausnahmen gegeben haben, wo einzelne Personen etwas jünger waren.

Mittelstatistische Betrachtungen ...

Da bin ich mir über den Sinn und Zweck einer solchen Betrachtung sehr unsicher. Habe mir mal Prof. Kuhn zu Hilfe genommen. Er veröffentlichte seine statistischen Betrachtungen zur Bevölkerung Galiziens in:

Schriften des Institutes für Statistik der Minderheitsvölker an der Universität Wien, herausgegeben von Wilhelm Winkler, Heft Nr.7
Titel: Bevölkerungsstatistik des Deutschtums in Galizien von Ing. Walter Kuhn; Wien, Verlag von Julius Springer, 1930

Auf der Seite 172 veröffentlichte er in der Tabelle 20 "Heiratsalter in den deutschgalizischen Pfarren Brigidau und Machliniec". Wenn dieses Heft für Dich nicht verfügbar sein sollte, tipple ich Dir mal eine von Prof. Kuhn genannte Quelle (nur für die Vergleichsdaten aus dem Deutschen Reich) ab:

Statistisches Handbuch für das Deutsche Reich, Band 1, S. 96, Berlin 1907

Die von Herrn Kuhn und seinen Studenten gesammelten Unterlagen zu Wolhynien gingen leider 1945 in Breslau verloren, somit bleibt Dir nur die Variante für Dein Vorhaben, die Zeitabschnitte bzw. Kirchspiele zu betrachten, deren Kirchbücher Du vollständig einsehen kannst.

Gerhard

Avatar

Literaturtip zum Thema Demographie

Gerhard König ⌂, Dienstag, 06.07.2004, 00:35 (vor 7832 Tagen) @ Waldemar Wolff

Auszug aus der WINKLER Sammlung:

H. WECZERKA, Verzeichnis der Veröffentlichungen Walter Kuhns 1923-1978,
in: Zeitschrift für Ostforschung 27 (1978), 532-554

Aus den nationalitätenstatistischen Handbüchern WINKLERs:

Wilhelm WINKLER: Statistisches Handbuch des gesamten Deutschtums, Berlin 1927
Wilhelm WINKLER: Statistisches Handbuch der europäischen Nationalitäten, Wien 1931

Eine Dissertation aus der Universität in Salzburg mit einem möglichen Ansprechpartner:

Alexander PINWINKLER, Wilhelm Winkler (1884-1984) - eine Biographie. Zur Geschichte der Statistik und Demographie in Österreich und Deutschland. Bde. 1-2, 2. Phil. Dissertation Salzburg 2001 (ISBN 3-428-10864-7, veröffentlicht im Verlag Duncker & Humblot, Berlin 2004)

Auf dieser Webseite: http://www.sbg.ac.at/ findest Du diese Uni, mehr zum Thema Demographie und den Herrn Pinwinkler.

Re: Literaturtip zum Thema Demographie

Waldemar Wolff, Mittwoch, 07.07.2004, 22:29 (vor 7830 Tagen) @ Gerhard König


Als Antwort auf: Literaturtip zum Thema Demographie von Gerhard König am 06. Juli 2004 00:35:28:


Danke, Gerhard,
ich komme mit meinen Ahnen väterlicherseits nicht weiter, deswegen klammere ich mich am jedem Strohhalm. Ich hatte bisher bei meinen Berechnungen für die Männer 25 und für die Frauen 20 Jahre vor der Geburt des erstgeborenes Kindes angenommen.
Danke.

Waldemar

Avatar

Re: Heiratsalter

Gerhard König ⌂, Montag, 20.09.2004, 20:18 (vor 7755 Tagen) @ Waldemar Wolff

Waldemar,

habe am Wochenende mal wieder etwas Zeit zum Lesen gehabt und fand für Dich und sicher auch für manch anderen Interessierten zwei bemerkenswerte Textstellen zum Thema "Heiraten in Wolhynien". Ganz so genau nahm man scheinbar das Alter nicht und ich revidiere hier gern meine ursprüngliche Antwort.

Gerhard

Quelle: von ROSEN, Hans Frhr.: Wolhynienfahrt 1926. Siegen 1982, Schriften der J.G. Herder-Bibliothek Siegerland e.V., Bd.10

Die wandernde Gruppe hatte in Rozyszcze bei Pastor Reinhold Henke die Gelegenheit, in die Kirchbücher zu schauen. In der Beschreibung des Hans von Rosen heißt es auf der Seite 49:

... Es wurde allgemein sehr früh geheiratet, vor dem Kriege die Burschen mit etwa 21 Jahren, die Mädchen mit 16 - 18. Die schwierigen Nachkriegsverhältnisse schoben das Heiratsalter jetzt auf 24 - 25 bzw. 20 - 21 Jahre hinauf. Der Anteil unehelicher Geburten war außerordentlich gering und es wurde sehr darauf geachtet, daß auch der Bräutigam "ledig", d.h. geschlechtlich unberührt in die Ehe ging - andernfalls durfte er nur ohne Strauß zum Altar treten, die Frau aber ohne Schleier und Kranz.

Wie die Paare sich kennenlernten und die Trauungen vollzogen wurden beschreibt der o.g. Autor u.a. auf der Seite 55:

... Die Trauungen fanden ... überwiegend in der Kirche statt, die Hochzeitsgesellschaften kamen dreißig und mehr Kilometer weit dazu gefahren. Dabei wurden oft mehrere Brautpaare gleichzeitig getraut. Senior Jakob Fuhr berichtet, daß er einmal sechzehn Paare zugleich trauen mußte, natürlich mit nur e i n e r Ansprache ... jedenfalls wurde uns erzählt, daß bei einer solchen Massentrauung lange vor dem ersten Weltkrieg einmal zwei Paare "über Kreuz" getraut worden seien, die Betroffenen es aber nicht gewagt hätten, die heilige Handlung zu unterbrechen. Als sie es hinterher dem Pastor sagten und dieser sich bereit erklärte, das Versehen zu bereinigen, hätten die jungen Leute geantwortet: "Nein. Was Gott zusammenfügt, soll der Mensch nicht voneinander scheiden!" Sie haben dann den gemeinsamen Lebensweg mit einem ursprünglich nicht vorgesehenen Partner angetreten und wahrscheinlich auch zu Ende geführt. Ein solches Verhalten wird begreiflich, wenn man bedenkt, daß Ehen oft durch den "Brautwerber" geschlossen wurden und die jungen Eheleute sich manchmal vorher überhaupt nicht kannten.

RSS-Feed dieser Diskussion
powered by my little forum