Re: Savolin
Als Antwort auf: Savolin von Birgit am 06. November 2003 21:15:41:
Hallo Birgit,
das sieht inzwischen nach einem riesigen Puzzle aus. Einen kleinen Versuch will ich nochmal starten, vielleicht bringt es Dir etwas. Ich habe nachfolgenden Eintrag finden können, der mich heute vormittag beschäftigt hat .. da Deine Personen ja ausdrücklich "Russland" als Herkunft angegeben haben:
Eintrag im Register des Findbuches zum Russischen Historischen Staatsarchivs in St.Petersburg
(s.Quelle 1, Eintrag 1669):
Савинка [Savinka], c.(Новоузенский у. Самарской губ.)
In der Auflistung heißt es hierzu (auszugsweise übersetzt):
Aufzeichnungen des Evang.-Luth. Konsistoriums über die Errichtung und Renovierung von luth. Kirchen und anderen Gebäuden: ... Kolonie Savinka (Filial des Kirchspiel Weimar) Ujesd Nowouzensk Gouvernement Samara ... (gesamte Akte betrifft die Jahre 1891-1912, umfaßt 250 Listen, Aktenzeichen des Archivs 878 im Fond 821 op.133)
"Savinka" könnte die russische Bezeichnung für "Savolin" sein. Nun versuche ich, die o.g. Angaben auf einer Karte zu finden:
Die Bezeichnung "Samara" steht für zwei Flüsse, einmal nördlich von Orenburg in Sibirien und einmal ein Nebenfluß der Wolga. Der Ort bei der Einmündung in die Wolga heißt heute "Kujbyschew". Laut LEIBBRANDT (s.Quelle 2) hieß "Kujbyschew" früher "Samara" und gab den Namen zum Gouvernement Samara. Leider sind aber bei LEIBBRANDT in der Ortliste nur die Kolonien im Kreis Melekess genannt.
Angaben lt. mapquest:
Ort Samara/Kujbyschew 533 Meilen OSO von Moskau, Lat.: 53.20, Long.: 50.15
Ort Nowouzensk 569 Meilen SO von Moskau, Lat.: 50.47, Long.: 48.17
Ort Savinka 72 Meilen SW von Nowouzensk direkt an der Grenze zu Kasachstan, Lat.: 50.07, Long.: 47.10
Nun will ich versuchen, daß Kirchspiel ausfindig zu machen:
Bei PINGOUD (s.Quelle 3) gibt es im Band 1 den Abschnitt II. zum "Moskowischen Konsistorialbezirk", davon habe ich aber leider nur das Inhaltsverzeichnis mir kopiert, da der Band eh sehr umfangreich war. Unter dem Punkt "V. Propstei der Wolga-Wiesenseite" ist auf den Seiten 179-181 das Kirchspiel Weimar beschrieben.
Rund 50 Jahre früher nennt BUSCH (s.Quelle 4) unter dem Abschnitt "C. Kirchspiele in den deutschen Colonien an der Wolga" (ab Seite 277) die Orte "Weimar I" und "Weimar II" als "Colonien, die noch zu keinem Kirchspielverbande zusammengetreten sind (Seite 301). Somit könnte davon ausgegangen werden, daß Dein Urgroßvater mit seinen Eltern genau in der Gründungszeit in diese Region kam, denn von Weimar selbst gab es schon zwei Kolonien, die dem Konsistorium um 1858-59 berichtet haben.
In der Auflistung von BRANDES (s.Quelle 1, Eintrag 1496 - auszugsweise übersetzt) taucht "Weimar" noch an einer zweiten Stelle auf:
Über die Bewilligung der Teilung des Luth. Kirchspiels Torgunsk des Gouv. Samara in die Kirchspiele Gnadentau und Weimar .. (26.09.-09.10.1876, umfaßt 3 Listen, Aktenzeichen des Archivs 148 im Fond 821 op.5)
Zu den beiden genannten Akten des Russischen Historischen Staatsarchivs könntest Du Dich (vielleicht auch in Deutsch) per Email z.B. an rgia(at)NP7758.spb.edu oder elena_kniaseva(at)mail.ru wenden.
Und zum Kirchspiel Weimar kannst folgenden Artikel nachlesen:
BRANDT: "Von der Astrachanschen Grenze", erschienen im St. Petersburger Evangelischen Sonntagsblatt Nr.31, Jahr 1888; Seiten 116-118, 122f., 138-140 (ein Artikel über die Gemeinde Weimar)
Das Blatt erschien von 1885-1911 und die o.g. Ausgabe aus dem Jahr 1888 ist in der .. in Kopie bestellbar. Entweder über Fernleihe bei Deiner nächstgelegenen Bibliothek oder direkt:
Universitätsbibliothek "Bibliotheca Albertina" Leipzig
Signatur: Pred.82-gd, Standort: HB (lt.GBV)
Fachgruppe: 236 Kirchenverwaltung, ZDB-ID: 304873-1 (lt.OPAC)
Anschrift: Universitätsbibliothek 'Bibliotheca Albertina', Beethovenstr. 6, 04107 Leipzig
Telefon: (0341) 97 30-577 und 516
Telefax: (0341) 9 73 05 96
E-Mail: auskunft(at)ub.uni-Leipzig.de
Webseite: http://www.ub.uni-leipzig.de
Nun drücke ich Dir die Daumen, daß es eventuell diesmal paßt.
Gerhard
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Quellen:
1) BRANDES, NEUTATZ, ZIMMERMANN: "Deutsche in Rußland - Ende des 18. bis Anfang des 20. Jahrhunderts", Findbuch des Russischen Historischen Staatsarchivs, 1.Band, 2002, [geschrieben überwiegend in russischer Sprache mit deutschen Anmerkungen]
2) Sammlung Georg LEIBBRANDT: "Die deutschen Siedlungen in der Sowjetunion", Teil 6, Abschnitt 2. Gebiet Kujbyschew (Samara), Berlin 1941
3) PINGOUD: "Die ev.-luth. Gemeinden in Rußland" Band 1, St.Petersburg 1909
4) BUSCH: "Materialien zur Geschichte und Statistik des Kirchen- und Schulwesens der Ev.-Luth. Gemeinden in Rußland", St.Petersburg 1862
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