Russische Todesurkunde
ingelore hartmann, Samstag, 27.09.2003, 20:55 (vor 8112 Tagen)
Guten Abend,
einige Monate verfolge ich schon mit Interesse die Beiträge in diesem Forum.Heute möchte auch ich eine Anfrage machen. Ein Vorfahr meines Mannes Friedrich Hahn gest. 22.01.1864 in Alt Sapust im Alter von 58 Jahren. Ich besitze eine Kopie des Auszugs aus dem Sterberegister ( von 1894 ) des Kirchspiels Roshitsche auf russisch. Diese Kopie habe ich übersetzen lassen. Hier steht er wäre "Bürger der Stadt Rawa" gewesen. Bedeutet dieser Eintrag dasselbe wie "geboren" in ....?
Friedrich Hahn war mit Anna Rosina Krassin verheiratet. Die Krassins und ein Friedrich Hahn stehen in der Hopf Liste deutscher Emigranten von Polen nach Russland, doch habe ich diese noch nicht eingesehen. Dort ist zu lesen: emigriert 1819 von Warschau nach Bessarabien. In den St. Petersburger Listen konnte ich keinen Todeseintrag finden. Ich hoffe es kann mir jemand einen Tipp geben, wie ich weiterkomme. Vielen Dank
Ingelore Hartmann
Re: Russische Todesurkunde
Gerhard König
, Samstag, 27.09.2003, 23:59 (vor 8112 Tagen) @ ingelore hartmann
Als Antwort auf: Russische Todesurkunde von ingelore hartmann am 27. September 2003 20:55:14:
Hallo Ingelore,
schön, daß Du den Weg zu uns ins Forum gefunden hast.
Friedrich Hahn gest. 22.01.1864 in Alt Sapust im Alter von 58 Jahren.
D.h. rein rechnerisch geboren im Jahr 1806. Rechne bitte mit plus/minus 2-3 Jahre, da Abweichungen sehr häufig waren in den damaligen Kirchbucheinträgen und u.U. ohne Beleg Angaben mündlich gemacht wurden.
.. aus dem Sterberegister ( von 1894 ) des Kirchspiels Roshitsche auf russisch.
... Hier steht er wäre "Bürger der Stadt Rawa" gewesen. Bedeutet dieser Eintrag
dasselbe wie "geboren" in ...?
Die Jahreszahl "1894" nehme ich mal als Verschreiber, da sie nicht so recht zu den übrigen Zahlen paßt. Wenn es wirklich so ("Bürger") im Wortlaut heißen sollte - was sehr selten in den Kirchbucheintragungen ist - dann lebte er in der Stadt Rawa und stammt eventuell gebürtig aus einer anderen Region. Dazu leider eine sehr schlechte Nachricht: die evangelischen Kirchbücher von Rawa wurden 1945 vollständig vernichtet, übliche Abschriften in dieser Zeit sind mir derzeit nicht bekannt. Doch zu Rawa mal später etwas mehr.
.. Friedrich Hahn war mit Anna Rosina Krassin verheiratet.
Laut den Einträgen in den St.Petersburger Kirchbuchabschriften lassen sich zwei Kinder eindeutig zuordnen:
HAHN, Justina * 12.10.1836 in Zhitomir / Eltern: Friedrich HAHN & Anna KRASIN
HAHN, Emilie * 31.??.1852 in Zapust / Eltern: Friedrich HAHN & Rosina KRASSIN
Interessant scheint mir dieser Todeseintrag:
HAHN, Anna + 9.04.1836 in Zapust im Alter von 2 Jahren und 6 Monaten / Eltern: Friedrich HAHN & Anna SCHULTZ; die Mutter starb im Jahr 1835 lt. dem Eintrag
Eine Annahme einer weiteren Ehefrau ist sehr unsicher, da zu gleicher Zeit mehrmals ein Friedrich HAHN mit verschiedenen Frauen auftaucht und sich somit auf mehrere Personen mit dem gleichen Namen schließen läßt:
HAHN, Carolina * 25.07.1852 in Zapust / Eltern: Friedrich HAHN & Luise MOGDANS
HEHN, Karl * 06.04.1852 in Zapust / Eltern: Friedrich HEHN & Carolina ??
HEHN, Pauline * 15.08.1855 in Sapust / Eltern: Friedrich HEHN & Caroline FECHE
HEHN, Luise * 24.06.1858 in Sapust / Eltern: Friedrich HEHN & Caroline FECHO
Der Name HEHN könnte hier auch zu HEIN passen, wie dieser Todeseintrag aus Sapust:
HEIN, Friedrich + 17.03.1863 in Sapust (Zapust) mit 77 Jahren; gebürtig aus Lipna, Preussen
Konfirmiert wurden am 19.12.1862 in Sapust die Söhne Johann und Ludwig von einem Friedrich HAHN. Nur welcher ist leider nicht erkennbar, da die Mutter dazu fehlt.
Ist bekannt, wann Friedrich HAHN seine Frau Anna Rosina KRASSIN geheiratet hat?
Nachfolgender Todeseintrag könnte auf die Herkunft schließen:
KRASSIN, Ludwig + 20.02.1858 in Sapust im Alter von 34 Jahren; geboren in Lascowicz, Polen
Die Krassins und ein Friedrich Hahn stehen in der Hopf Liste deutscher
Emigranten von Polen nach Russland, doch habe ich diese noch nicht eingesehen.
Dort ist zu lesen: emigriert 1819 von Warschau nach Bessarabien.
Diese Liste ist hier einsehbar: http://www.odessa3.org/collections/ships/link/hopf2.txt
Lt. den obigen Daten bin ich überhaupt nicht sicher (auch wenn die Zeit passen könnte), daß es sich hier um die selben gesuchten Personen handelt:
HAHN, Friedrich wanderte im Jahr 1819 von Warschau nach Bessarabien und
KRASIN, Martin wanderte im Jahr 1819 von Holendry/Konin/Polen nach Bessarabien mit seiner Familie
Offensichtlich ist eins sicher, "Bessarabien" wurde als Reiseziel angegeben. Obigen Eintragungen zur Folge sind die Familien in Sapust / Zapust, Wolhynien seßhaft geworden.
In den St. Petersburger Listen konnte ich keinen Todeseintrag finden.
Diese sind leider unvollständig. Eine Anmeldung in der englisch-sprachigen Mailingliste der SGGEE könnte sich hier lohnen. Ein Überblick vom Verein in Deutsch: http://www.sggee.org/Deutsch/index Freiwillige Mitglieder sind derzeit dabei, weitere Dokumente aus Shitomir auszuwerten.
Ist Dir nachfolgende Literatur bekannt?
Vergleiche hier http://www.wolhynien.de/books.htm
ARNDT, Nikolaus: "Die Deutschen in Wolhynien: ein kulturhistorischer Überblick.", Würzburg: Kraft, 1994.
Bestellmöglichkeit: http://www.wolhynien.de/bestell.pdf .. siehe Punkt 16.
Gerhard
Re: Russische Todesurkunde
ingelore hartmann, Dienstag, 30.09.2003, 10:58 (vor 8110 Tagen) @ Gerhard König
Als Antwort auf: Re: Russische Todesurkunde von Gerhard König am 27. September 2003 23:59:03:
Hallo Gerhard,
ich hatte schon geahnt wer mir antworten würde. Vielen Dank.
Die Jahreszahl "1894" nehme ich mal als Verschreiber?
Das Datum der Ausstellung auf der Todesurkunde ergibt sich wie folgt. Die Jahreszahlen 188 sind vorgedruckt. Der Schreiber hat daraus 1894 gemacht. Auf den gleichen Tag datiert haben wir noch den Auszug der Geburtsurkunde des Sohnes Ludwig. Wahrscheinlich wurden die Urkunden für Behörden o.ä. benötigt.
Uns bekannte Kinder von Friedrich Hahn und Anna Rosina Krassin sind:
HAHN, Justina * 12.10.1836 in Zhitomir / Eltern: Friedrich HAHN & Anna KRASIN
HAHN, Emilie * 31.??.1852 in Zapust / Eltern: Friedrich HAHN & Rosina KRASSIN
HAHN, Johan * 1838
HAHN, Ludwig *15.10.1842 ( unsere Linie )
HAHN, Louise *1844
HAHN, Edward *1848
Einen Teil dieser Angaben habe ich der Liste ?Nachfahren von Johan Krasin? , erstellt von Bill Remus, entnommen.
Bill Remus hat mir geschrieben, die wolhynischen Kirchenbücher würden für Friedrich Hahn Babiak in Polen als Geburtsort nennen. Die Hahns in Amerika sagen, er wäre in Bicz (Sompolno) geboren. Bill Remus hat in den dortigen Kirchenbüchern jedoch nichts gefunden.
Ist bekannt, wann Friedrich HAHN seine Frau Anna Rosina KRASSIN geheiratet hat?
Nein, leider nicht.
Seltsam finde ich das ?reife? Alter, als das erste Kind geboren wurde.
Vielen Dank für den Literaturhinweis, werde ich in mein Regal einreihen.
Ich hoffe dieser Beitrag ist nicht zu privat für das Forum. Eine schöne Zeit wünscht
Ingelore
Re: Russische Todesurkunde
Gerhard König
, Dienstag, 30.09.2003, 21:27 (vor 8109 Tagen) @ ingelore hartmann
Als Antwort auf: Re: Russische Todesurkunde von ingelore hartmann am 30. September 2003 10:58:38:
Hallo Ingelore,
Seltsam finde ich das "reife" Alter, als das erste Kind geboren wurde.
Wenn hier die Differenz von Friedrich's ungefährem Geburtsjahr 1806 bis zur Geburt des ersten bekannten Kindes Justina 1836 gemeint ist, ist es nicht so ungewöhnlich. Die Ehefrauen waren häufig jünger und deren Sterberate leider sehr hoch. Hier gibt es mehrere Möglichkeiten.
Entweder hatte Friedrich vor Anna Rosina KRASSIN eine andere Frau, die tatsächlich zeitig starb (daher mein Anmerkung zu Anna SCHULTZ) oder ältere Geschwister zur Justina sind noch nicht bekannt. Oder Friedrich hat wirklich später geheiratet.
Laut einer "Statistik des Kirchspiels Rozyszcze um 1885" (siehe: http://www.wolhynien.de/rozyszcz.htm) wurde die Siedlung Alt-Zapust in der Sammelgemeinde Rozyszcze um das Jahr 1833 gegründet. Dies deutet auf sehr schwere Gründerjahre, miserable Lebensbedingungen bis zur Errichtung der ersten Häuser und eine sehr geringe Geburtenzahl in diesen Jahren und erklärt die Zeitdifferenz.
Der gefundene Geburtseintrag von Justina im Jahr 1836 in Shitomir besagt bestimmt, daß sie im Kirchspiel Shitomir geboren ist. Ich vermute, daß die Familie zu der Zeit bereits in Zapust gelebt hat. Das Kirchspiel Rozyszcze wurde erst 1862 gegründet und so konnten die Siedlungen kirchlich besser / häufiger betreut werden. Die Aufzeichnungen in Kirchbüchern wurden genauer und gewissenhafter angelegt.
Vielleicht ergeben folgende Schritte neue Erkenntnisse:
Auf der Projektseite der SGGEE steht unter dem Punkt 9: "Übersetzen der Kirchenbuchaufzeichnungen aus Shitomir (1826-1842), 330 Seiten - Übersetzung vom Deutschen ins Englische durch Garnet Marshall." Garnet ist erreichbar unter dieser Adresse: marshallkiwi@comcast.net
Herkunftsorte Babiak und Bicz (Sompolno)
Hier ist auf der gleichen Webseite für beide Orte als Ansprechpartner Al Muth genannt. Albert ist wie folgt erreichbar: albertmuth@aol.com
Wohnort in Wolhynien Sapust / Zapust
Eine Anfrage beim Historischen Verein Wolhynien e.V. könnte sich lohnen, um mehr über die Gründungsjahre des Ortes in Erfahrung zu bringen. Emailadresse des Vorsitzenden Herrn Arndt: Nikolaus.Arndt@t-online.de
Gestatte noch eine kleine
private Anmerkung:
Ich hoffe dieser Beitrag ist nicht zu privat für das Forum.
Auf gar keinen Fall. Jeder Beitrag, der zur Familienforschung in dieser Region annähernd paßt ist herzlich willkommen. Selbst stecke ich an so vielen Stellen fest, daß ich hier nur lernen kann und beim Suchen der Angaben vielleicht auf Ideen für die eigene Vorfahrensuche stoße. Und wer unser kleines Forum nur liest und nichts schreibt, kann schlecht im Internet gefunden werden.
Gerhard
Re: Russische Todesurkunde
ingelore hartmann, Donnerstag, 02.10.2003, 11:57 (vor 8108 Tagen) @ Gerhard König
Als Antwort auf: Re: Russische Todesurkunde von Gerhard König am 30. September 2003 21:27:11:
Vielen Dank für die vielen Hinweise. Ich packe gerade und werde nächste Woche Kirchenbücher in Deutschland wälzen. Ist dann mal etwas ganz Einfaches und wahrscheinlich auch Erfolg versprechend.
Es geht doch nichts über Bodenständigkeit.
Gruß
ingelore
Korrektur Literaturtip
Gerhard König
, Sonntag, 28.09.2003, 17:37 (vor 8111 Tagen) @ ingelore hartmann
Als Antwort auf: Russische Todesurkunde von ingelore hartmann am 27. September 2003 20:55:14:
Hallo Ingelore,
beim Literaturhinweis habe ich mich doch glatt vertippt.
Entschuldige bitte.
Korrektur:
Vergleiche hier http://www.wolhynien.de/books.htm
Bestellmöglichkeit: http://www.wolhynien.de/bestell.pdf siehe Punkt 16 ..
ARNDT, Nikolaus: Die Shitomirer Arndts. Eine Familienchronik auf dem Hintergrund der 150jährigen Geschichte der westlichen Ukraine. Würzburg: Holzner, 1970
Gerhard
